2008/09/05

Es war einmal

eine kleine Biene. Die war im Auftrag ihres Nestes unterwegs, um vielen leckeren Nektar zu sammeln, damit das ganze Bienenvolk und vor allem die Kinder satt werden. Dafür musste eine Unmenge von Blüten angeflogen, abgeerntet und die reiche Saat schließlich nach Hause gebracht werden. Unsere kleine Biene war ein lustiger Zeitgenosse, sie summte, während sie von der einen Blüte zur anderen flog, naschte nur gelegentlich mal ein Häppchen, denn ihre Aufgabe war ja, so viel wie möglich davon nach Hause zu bringen, und wenn sie eine besonders große Wiese gefunden hatte wo viele gelbe Dotterblumen standen, dann zeigte sie den anderen den Weg.

Eines Tages jedoch, sie war früh ausgeflogen um neue Jagdgründe zu erschließen, ergab es sich, dass sie an einem Baum vorbei flog, der so einen eigenartigen Geruch hatte, dass sie ihre Aufgabe kurz vergaß und sich den Baum näher ansehen wollte. Als sie ihm näher kam, wurde ihr etwas mulmig: sie konnte ja nicht wissen, was sie finden würde. Es konnte dort ein anderes Bienenvolk geben und dann wäre sie ungebeten und müsste vielleicht um ihr Leben fliegen. Sie hatte auch Legenden gehört, wonach es Raumschiffe geben sollte, die sich so verkleideten, als seien sie Bienen, in Wirklichkeit waren sie aber Killermaschinen, die jedes Nest ausräubern und zerstören wollten. Es konnte auch sein, dass dort eine einsame Bienenkönigin saß und weinte, weil sie ihr Volk verloren hatte. Dann konnte sie möglicherweise als großen Fund die fremde Königin in ihr Nest bringen, wo man sie augenblicklich zerfleischen würde. Ach, es gab so viele Dinge, die dort bei diesem Baum waren, oder zumindest sein könnten, dass unserer kleinen Biene ganz schwindelig wurde und sie sogar ein wenig Angst hatte. Aber sie flog weiter darauf zu, jetzt war nicht der Zeitpunkt, feige zu sein! Dabei hatte sie doch einiges hinter sich gelassen und wenn sie einem ungewissen Ende entgegenflog, könnte es sein, dass sie nie wieder irgendetwas tun könnte, um den anderen zu sagen, was geschehen sei.

Da unsere kleine Biene kein Feigling war, wohl aber vorsichtig, schwang sie sich beim näherkommen in bedeutende Höhe, so dass andere Nektarsucher weit unter ihr flogen und sie wahrscheinlich nicht bemerkt hätten. Auch konnte sie so den Baum von weiter oben einsehen, denn der Geruch kam nicht vom Stamm, sondern aus der Krone. Sie konnte schon einzelne Blätter unterscheiden und nun war es soweit: sie musste in die Blätter hineinfliegen. Mühsam hangelte sie sich durch das dichte Laub und jetzt war sie fast betäubt von Geruch, der sie anzog, der sie nicht mehr loslies. Als sie den Stamm erreichte, konnte sie die Sonne sehen, die eigenartig zurückgeworfen wurde, ganz anders, als das bei einer Pfütze wäre. Hier war die Sonne irgendwie gelber und schwerfälliger und unsere kleine Biene, die das fliegen in so großer Höhe nicht gewohnt war, sie musste ihre Flügel viel schneller bewegen als sonst, musste dringend irgendwo eine Pause machen, wollte sich aber nicht in diese völlig unbekannte Masse setzen. Nach einigem Suchen fand sie einen guten Platz, an dem sie ausruhen konnte, gleichzeitig aber nur wenige Fußschritte von diesem Zeug entfernt war, das sie längst als Quelle für den Geruch ausgemacht hatte.

Ein Tröpfchen Wasser fand sich nicht weit weg von ihr, und nach dem anstrengenden Flug fand sie es nur richtig, erfrischt und mit neuen Gedanken an ihren Fund heran zu treten. Ein wenig planschen, dann fühlte sie sich sauber und erholt und konnte sich nun dem widmen, was sie doch hier hergeführt hatte. Vorsichtig berührte sie die Masse die sich ähnlich wie Honig anfühlte. Aber Honig war etwas leichter und glitt ihr mühelos über die Zunge, während das hier an der Oberfläche etwas hart zu sein schien. Mit ihrer Labia bohrte sie sich in die Masse und sog etwas an. Nie zuvor hatte sie so etwas gekostet und wenn sie ehrlich sein sollte, schmeckte es nicht unbedingt umwerfend aber sie spürte, dass es alle nötigen Nährstoffe enthielt, die eine Biene brauchte. Sie hatte genug gefunden, nun musste sie aufbrechen und ihrer Bande bescheid sagen: hier gab es was zu holen. So einen Fund hatte noch nie zuvor jemand gemacht. Als sie aufflog schien es ihr am leichtesten, nach oben durch das Blätterdach zu entkommen, sie musste ja auch noch die genaue Orientierung bekommen. Sie flog den Stamm nach oben und dann sah sie, dass der Baum gespalten war. Vielleicht war daher der verkohlte Geruch gekommen, der sie letzte Nacht geweckt hatte, als es regnete und fürchterlich gekracht und gedonnert hatte.

Unsere Biene flog zurück in ihr Nest, gab die Kostprobe ab, die sie mitgebracht hatte und unterrichtete die anderen, wohin sie fliegen müssten, um viel, viel mehr von diesem Harz zu beschaffen. Auch sie musste weiterhin jeden Tag ihre Arbeit verrichten und niemand hat ihr jemals gedankt, dass sie so viele Vorräte für ihr Nest gefunden hatte, dass sogar ganz viele Menschen davon satt geworden sind.





songtipp: muse/knights_of_cydonia

2 Kommentare:

Maddin hat gesagt…

Ein Vogelpaar sitzt in seinem Nest. Als Frau Vogel eingeschlafen ist, fliegt plötzlich etwas an dem Nest vorbei. Herr Vogel traut seinen Augen kaum.. Doch dann schlief er ein.
Am nächsten Abend das selbe Spiel. Frau Vogel schläft und Herr Vogel beobachtet, wie eine Birne an seinem Nest vorbeifliegt. Jedoch bevor er sich richtig wundern konnte, war die Birne auch schon vorbei.
Herr Vogel nähm sich für den nächsten Abend vor, herauszufinden, was es damit auf sich hat.
Frau Vogel schläft wieder ein und Herr Vogel wartet. Er wartet länger als erwartet. Schließlich fliegt die Birne doch wieder an seinem Nest vorbei. Mit breiten Schultern stellt er sich aufrecht, hebt den Flügel und sagt:"Halt! Was ist denn mit Dir los? Wieso fliegst Du abends immer an unserem Nest vorbei?". Die Birne antwortet:"Ich kann doch langfliegen wo ich will. Kennst Du mich denn gar nicht? Ich bin doch die Birne Maja!"


(...)


Ich fand den schon immer super.. jeder fand ihn Scheiße.. aber ich denke, Du solltest ihn mal gehört haben.. :)

M.

muxmax hat gesagt…

alter, ich glaube im leben noch nicht so ein ding gelesen zu haben. da musste ich echt ne ganze weile drüber nachdenken aber nu isses mir aufgegangen!

thx

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